Kantpark Umgestaltung 2016

Umgestaltung Kantpark – Stellungnahme zu WAZ Artikel vom 29.9.2016

Stellungnahme Susanne Breidenbach und Dorothee Zschocke, Kants Garten zum Bericht von Stefan Endell in der WAZ vom 29. September über die geplanten Baumfällaktionen im Rahmen der Umgestaltung im Kantpark.

Dieser Artikel wirkt zunächst gut recherchiert – ist es aber nicht. Zudem hat er durch seinen scheinbar „aufklärerischen“ Kahlschlag-Tenor sehr polarisierende Auswirkungen, wie wir durch die direkten Ansprachen und Gespräche im Kantpark seitdem ständig feststellen können und müssen.

Wir, Dorothee Zschocke und Susanne Breidenbach, möchten deshalb für die Bürgerinitiative Kants Garten eine Stellungnahme abgeben. Dies ist uns umso wichtiger, da wir die Entwicklung des Umgestaltungsprozesses sehr intensiv und nah mitverfolgen, daran mitgearbeitet haben und dies auch weiter tun werden.

Der umfangreiche Bürgerbeteiligungsprozess im Rahmen dieser geförderten Städtebaumaßnahme – das können die vielen Menschen, die sich an den verschiedenen Werkstätten beteiligt und an den Rundgängen und diversen Vorstellungsrunden im Lehmbruck-Museum teilgenommen haben sicher bestätigen – wurde von der Stadtverwaltung, hier insbesondere dem Amt für Umwelt und Grün, sehr ernst genommen.

Endell zitiert zu Recht das in den Bürgerforen und Leitbildwerkstätten formulierte Ziel, den Kantpark für die Zukunft zu ertüchtigen. Herausgearbeitet wurde in diesen Veranstaltungen der unbedingte Wunsch, dass der Park ein Park bleiben soll. Ohne Baumfällungen wird er das aber kaum bleiben, da er in einigen Teilen schon heute sichtbar „verwaldet“. Bereits heute ist der Schattendruck unter Bäumen, wo weder Wiese noch anderes wächst, kaum zu übersehen.

Mit den Zahlen zu den angedachten Baumfällungen in dieser Weise undifferenziert zu jonglieren schockiert uns. Und die spontane Kritik der Grünen ist hier dann eher befremdlich. Der gesamte Planungsprozess war bislang von differenzierten Betrachtungen und Diskussionen begleitet. Das heißt nicht, dass man alle angedachten (aber noch gar nicht endgültig entschiedenen) Baumfällmaßnahmen gut finden muss. Aber eine genaue Prüfung der Argumente sollte doch gerade für Politiker ebenso selbstverständlich sein wie für uns Bürger.

Wir wurden und haben auch selbst gefragt, wie es denn kommt, dass die Bäume bereits markiert sind – damit erscheinen den Bürgern die Planungen bereits als entschieden – was ja noch nicht zutrifft! Das scheint, so unsere Informationen, eine eigenmächtige Aktion der Grünen-Fraktion zu sein. Dies sollte von dieser Seite dann auch transparent mitgeteilt werden. Unsere sofortige Nachfrage beim Amt für Umwelt und Grün ergab jedenfalls, dass dort von dieser Aktion nichts bekannt war.

Zudem: die Markierungen entsprechen in weiten Teilen überhaupt nicht den tatsächlichen Plänen. Es wurden Bäume markiert, die nie für Fällungen überlegt wurden. Von Kahlschlag zu sprechen ist angesichts der tatsächlich geplanten Fällungen ziemlich polemisch! Und wir sehen nun bereits weitere Sprayerein an Bäumen – hier wurde Vandalismus der Weg bereitet.

Es werden Bäume gefällt werden. Und es sind nur wenige darunter, die „abgängig“, d.h. krank oder vorgeschädigt sind. Das hat damit zu tun, dass solche Bäume im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht immer rechtzeitig behandelt oder gefällt werden.

Was wir heute als Kantpark erleben, ist jedoch auch ein Ergebnis eines nicht vorhandenen Parkpflegewerks. In den frühen Anfangsjahren der Entwicklung des Parks wurden viel zu viele Bäume gepflanzt, denn man wollte Volumen. Das ist nur mit dichten Baumpflanzungen relativ schnell erreichbar. Ein paar Jahrzehnte geht das gut. Dann jedoch ist ein Parkpflegewerk nötig, welches gezielt in Dekaden immer wieder die Entnahme von Bäumen berücksichtigt, um den verbleibenden größer werdenden Bäumen den Platz für eine rundum gesunde, schöne, solitäre und prachtvolle Entwicklung zu geben. Dass dies im Kantpark nicht geschehen ist, kann jeder Laie unschwer erkennen. Es gibt praktisch keine solitären prachtvollen Bäume, sondern im Wesentlichen Baumgruppen, oft genug solche, wo ein Baum den anderen wegdrückt. Auch gibt es Parkbereiche, die wegen der Verschattung höchstens noch als Durchgangsbereich genutzt werden – wenn überhaupt. Solche Räume werden durch Auslichtung eine neue Nutzbarkeit erfahren.

Abgesehen davon, dass gefällt wird, sind auch Neupflanzungen geplant, was wir für extrem wichtig halten. Denn der Kantpark soll auch in der für uns fernen Zukunft prachtvolle Bäume haben, die die dann überalterten ersetzen. Neue Generationen von Bäumen in den jetzigen Park zu pflanzen ist schier aussichtslos. Auch dafür wird Raum benötigt. Diese neuen Baum-Generationen vorzusehen, ist uns für unsere Kinder und Kindeskinder sehr wichtig!

In den Gesprächen, die wir im Park mit ganz verschiedenen Menschen führen, stellt sich mit der differenzierten Betrachtung der Argumente jedes Mal Verständnis ein – und die Bereitschaft, kritisch am Dialog mit den Gestaltern, dem Amt für Umwelt und Grün, den Politikern aber auch engagierten Bürgern teilzunehmen. Solch kritische Teilhabe ist allemal besser als Polemisieren und damit Polarisieren. Sie sollte das Ziel jeder engagierten Berichterstattung sein.

Dorothee Zschocke und Susanne Breidenbach,

Duisburg,11. Oktober 2016

Info:

Das Amt für Umwelt und Grün lädt ein zur öffentliche Begehung des Kantparks mit Florian Mänz vom Büro Vogt. Dienstag, 25.10. um 16 Uhr, wer teilnehmen möchte meldet sich bitte an bei k.kroog@stadt-duisburg.de

Frühsommerfoto vom Cornus Nutalii

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